Ich bin nur zu Besuch hier. Der Arzt ist ein alter Freund von mir. „Du interessierst dich doch für Wahnsinnige, oder?“
„Ja, ja! Ich schreibe über sie!“
„Gut. Heute gehen wir zu einem sehr interessanten Mann“.
Er führt mich in ein Zimmer hinter seinem Studio.
Da sitzt ein sehr eleganter Mann und steht auf.
„Guten Tag, mein Herr! Sie sind da! Wie schön! Ich höre, Sie schreiben Romane! Wollen Sie über mich schreiben?
Sehen Sie, ich war lange Zeit Offizier. Ich bin in Russland gewesen, in Spanien, in Dänemark! Ich bin ein guter Soldat gewesen.
Nur etwas zu ehrgeizig*, wissen Sie? Und so kam es … ja, ich will es Ihnen erzählen!
Ich war schon Hauptmann, wissen Sie, bei der russischen Armee, und hoffte,
ja, ich war sicher: ich werde bald Major. Aber dann starb unser alter General. Und wer bekam die Stelle?
Ein russischer Prinz, gerade 25 Jahre alt! Unter uns Offizieren haben wir natürlich über diesen Skandal gesprochen:
ein Mann, der vom Krieg nichts weiß, nichts wissen kann! Zusammen mit zwei Kollegen habe ich einen Protestbrief ans Ministerium geschrieben.
Aber .. nichts … eines Tages steht bei einem Ball der junge General neben mir und sagt: ‚Sie schreiben gern Briefe, wie?
Ein riskantes Hobby haben Sie!‘ Dann lachte er.
Drei Monate später wird eine Majorsstelle frei. ‚Die ist für mich!‘ denke ich.
Doch nicht ich werde Major, sondern ein ganz junger Mann. Ich laufe zum General und frage, warum er mir nicht die Stelle gibt.
„Sie schreiben zu gern Briefe, mein Freund. Hier bei mir machen Sie keine Karriere mehr!“
Was soll ich tun? Ich nehme meinen Säbel** und will mich mit dem Mann duellieren. Da kommen Soldaten und nehmen
mir den Säbel weg. Man bringt mich ins Gefängnis***. „Insubordination“, heißt es. Ich bekomme Todesstrafe!
Man will mich köpfen! Da habe ich eine Idee: ich spiele den Wahnsinnigen! Ich springe aufs Bett und rufe ‚plemplem pliriplem!‘ Ein Arzt kommt. Ich singe weiter. Ich gebe ihm einen Kuss. Und das mache ich zwei Wochen lang mit jedem neuen Arzt. Jetzt bin ich hier. Sie haben mich nicht aufgehängt! Gut, oder?“
„Sicher, mein Herr. Aber jetzt leben Sie hier!“
„Man kann nicht alles haben! Und jetzt muss ich schlafen gehen!“
Langsam geht er aus dem Zimmer. Jetzt sehe ich es: Er hat Ketten**** an den Füßen.
„Warum?“ frage ich meinen Freund, den Arzt. Er lacht.
„Was hat er dir erzählt?“
„Er war Offizier …“
„… heute kein Opernsänger? Siehst du, der ist komplett verrückt*****. Er erzählt jeden Tag eine andere Geschichte. Und am nächsten Tag weiß er die vom Vortag nicht mehr.“
*ehrgeizig: ambitious. **der Säbel(=): sabre, sword. ***das Gefängnis(se): prison. **** die Kette(n): chain. *****verrückt: crazy.